Der Sommer ist bekannt für Festspiele und Seebühnen wie Mörbisch und Bregenz. Die heimische Kulturszene hat sich heuer dem Thema Gewalt in der Bahnhofsnähe zugewandt und führt nun täglich das beliebte Stück „Mein Müllkübel, meine Straße“ auf.
Die bisher unbekannten Künstler überzeugen in ihrem täglichen Stegreiftheater mit ungeahnten Höhenflügen an kreativer Zerstörung. So wurden in den letzten Wochen gleich einer Struktur von vier Akten, die vier Eingangstüren bekannter Unternehmen zerstört. Das finale furioso ist meist der Auftritt der Exekutivkräfte, die teils in spannend inszenierten Verfolgungen die Darsteller durch die Straßen jagen und gelegentlich sogar mit Handschellengeklicker und Schreiduellen enden.
Die Leidtragenden der durchwegs spannend inszenierten Handlungen sind allerdings die Innsbrucker Müllmänner (Bühnentechniker), die jeden morgen das Szenenbild entfernen dürfen. Die Bühnengestaltung wirkt auf jeden Fall äußerst authentisch: Durch das impulsiver Schleudern der klug in die Bühne integrierten Müllkübel kommt im Laufe der Veranstaltung eine unglaubliche Stimmung auf.
Auch Passanten und vorbeifahrende Fahrzeuge sind begeistert und werden teils durch die aggresiven Monologe der Darsteller aktiv in die Stücke integriert. Um immer neue Elemente in die Aufführungen zu bringen wurden auch schon die Fahrzeuge der Besucher mit Steinen beworfen sowie die wunderhübsche Glasfassade eines bekannten Architekturbüros mit Wurfgeschossen verziert.
Selbst ein Redakteur der Konsumkinder durfte ansatzweise eine kleine Rolle übernehmen und wurde von einem übereifrigen Darsteller in die Handlung integriert. Leider war der Redakteur mit seinen Vorbereitungen zum Projekt Seegrube beschäftigt und konnte den Anweisungen des Stegreifspiels nicht Folge leisten.
Interessant auch die Rollen der beteiligten weiblichen Darstellerinnen, die sich auf lautes rumschreien beschränken und (scheinbar) nichts zerstören. Nach dem Finale mit der Exekutive endet das Straßentheater meist mit einer kurzen Phase der Ruhe, anschließend folgen die After-Parties auf der Bühne.
Die Anrainer sind von diesen Darbietungen derart begeistert, dass eine Fortsetzung im Tiroler Landestheater innigst gewünscht wird. Die Mischung aus Hamlet, Romeo und Julia sowie Krieg und Frieden ist sicher einzigartig in der Tiroler Kulturszene und sollte nicht als bloßer Vandalismus gesehen werden. Da die Konsumkinderredaktionsräume einen perfekten Logenplatz auf die Bühne haben, freuen wir uns schon auf die heutige Aufführung, die sicher wieder spannende Moment garantieren wird.