Blogparade – Ein paar Gedanken zum Umgang mit Kritik, aus der Sicht eines einzelkämpfenden Grafikers: Seit über zehn Jahren bin ich nun schon als One-Man-Show unterwegs und helfe grafisch-bedürftigen Personen zu hübschen und lesbaren Werken des täglichen Druckbedarfes.
Immer wieder ist man dabei mit Kritik an eigenen Werk konfrontiert. Gerade grafische Gestaltung ist etwas höchst subjektives und wenn ich einen Entwurf aus gestalterischer Notwendigkeit heraus entwickle, ist der Umgang mit dem schlichten „Das gefällt mir nicht“ schwierig.
Gerade zu Beginn ist man sehr mit seinem Werk verbunden und nimmt solche unreflektierte Kritik persönlich. Mit der Zeit habe ich einen Weg gefunden, damit umzugehen.
Mein Werk – Auftrag und Kunst
Der Kunde bezahlt mich für meine Arbeit und mein Werk; ich bin kein Künstler ich bin Gebrauchsgrafiker: Ich wurde beauftragt dieses Werk zu erschaffen, muss es also nicht persönlich nehmen, wenn es dem Kunden nicht gefällt. Er will es haben, nicht ich. Der Unterschied zwischen einem Künstler und einem Gebrauchsgrafiker ist der, dass der Künstler nichts erklären muss. Die Leute sollen sein Werk interpretieren. Der Grafiker soll und muss jeden Aspekt seiner Gestaltung inhaltlich begründen müssen. Das kann ich immer und überall. Das hat nix mit „gefällt mir“ oder „finde ich einfach gut“ zu tun. Das ist gestalterische Notwendigkeit, wenn Typo und Anordnung genau diesem Weg folgen.
Es gibt drei Arten von Kunden:
- Der Kunde weiß genau was er will und er kann es perfekt kommunizieren: Ich bin dann nur sein Werkzeug, der beratend sagen kann, das ist eine gute Idee oder das würde ich besser so machen. Klappt meistens ganz hervorragend.
- Der Kunde hat keine Ahnung was er will aber lässt mich machen: Er vertraut meiner Gestaltungskompetenz und lässt mich meine Arbeit machen. Ich erkläre ihm dann, was ich warum gemacht habe und wir sind beide glücklich.
- Der Kunde weiß was er will kann es aber nicht kommunizieren. Der klassische Dialog dazu wie folgt: ich: „Gibt es den schon eine Vorstellung wie es aussehen soll?“ Kunde: „Nein.“ Nach dem ersten Entwurf, Kunde: „So habe ich mir das aber nicht vorgestellt!“ Ich: „Wie haben Sie es sich den vorgestellt?“ Kunde: „Ich weiß nicht.“ Na toll. 🙁
Dies sind die schwierigen Kunden, die man brav am Händchen nehmen muss und jeden einzelnen Schritt erklären, warum man etwas so gemacht hat und warum das auch so gut ist. Ausgang solcher Projekte: Offen.
Selbstkritik
Ich selber bin mir gegenüber sehr kritisch. Ein großes Problem bei allzu großer Selbstkritik, man wird eigentlich nie mit Eigenprojekten fertig. Hier hilft Kollege Pareto mit seiner 80:20 Regel und schon verzweifelt man nicht bei den letzten 20% der Arbeit, die 80% der Zeit brauchen, sondern schließt das Projekt bei 80% ab und pfeift auf die restlichen 20% Perfektion, die eh niemandem auffällt.
Ich bin einer konstruktiven Kritik äußerst positiv eingestellt. Ohne konstruktive Kritik gibt es keine Entwicklung, kein Vorwärts, nur Stillstand. Dabei muss man durchaus auch immer wieder seinem Werk gegenüber selbstkritisch sein. So entwickelt man sich gut weiter.
Ich hoffe Euch hat der kleine kritische Artikel gefallen. Er ist ein Beitrag für die Blogparade des Unternehmer-Coaches Stefan Merath. Danke Stefan für die tolle Idee. Mehr Beiträge zu dieser Blogparade gibt es hier zu finden.