Unschuldige Blogeinträge werden am kommenden Freitag, dem 19.1. aus ihrer heimischen Umgebung gerissen und im Literaturhaus am Inn bei der 1. Innsbrucker Bloglesung laut vorgelesen!
Diese Veranstaltung führt im Vorfeld schon zu großen Protesten bei Blogschützern, die Probleme bezüglich des literarischen Verhaltens der Texte bei dieser Nicht-Artgerechten Haltung befürchten. Ein Sprecher der Konsumkinder sieht in den Texten des gleichnamigen Blogs große Schwierigkeiten, da die hilflosen Texte aus ihrer vertrauten Umgebung, dem Internet, genommen werden und vor einem völlig unbekanntem Auditorium vorgelesen werden sollen. Wie sich die Texte dort verhalten ist selbst in Expertenkreisen noch völlig rätselhaft.
Möglicherweise mutieren die Texte zu wirren Buchstabensuppen oder verkriechen sich schüchtern hinter den vorbereiteten Beamern.
Um die Texte der Konsumkinder bereits im Vorfeld auf diese analoge Atmosphäre einzugewöhnen sind Verantwortliche bereits seit Tagen mit den Beiträgen an der Innpromenade und am Bahnhof unterwegs um sie an eine größere Öffentlichkeit zu gewöhnen. Einzelne Beiträge zeigen allerdings auch schon grosses Interesse an einem Auftritt und sind bereits in die engere Wahl genommen worden. Andere Postings distanzieren sich von dieser, Zitat „Mediengeilheit der Konsumkinder“ und sind nur durch gutes Zureden von einer Selbstlöschung im WordPress zu hindern gewesen.
Bei einer kürzlichen Betriebsversammlung der bisherigen 251 Beiträge zeigte sich ein Großteil interessiert nicht nur immer still und unbekannt gelesen, sondern auch mal laut vorgetragen zu werden. Die Versuche einiger Beiträge heimlich in eine Oscarverleihungs-Dankesrede oder Nobelpreis-Laudatio zu mutieren konnten glücklicherweise verhindert werden. Der Antrag von vier Beiträgen aus der Kategorie „IIhhhh, nein, buhää…“ als Lautsprecherdurchsage am Bahnhof übernommen zu werden wurde einstimmig abgelehnt.
Hausmasta meint
Nun ist es also soweit.
Als wäre es nicht genug, dass man Teenager dazu verleitet Model- und Popstars zu werden und dem geifernden Publikum auf groteske Art und Weise zur Schau stellt. Nein, jetzt müssen auch noch Blogbeiträge aus ihrer idyllischen Cyber-Metaebene heraus, auf die Straße gebracht werden.
Reicht es denn nicht, dass sich diese armen, wehrlosen Beiträge mit unprofessionellen und teilweise beleidigenden Kommentaren herumschlagen müssen? Müssen sie den auch noch in dieser „anderen“ Welt öffentlich vorgeführt werden wie Zirkusaffen?
Ich finde es moralisch nicht vertretbar, diese sensiblen und wichtigen Informationstierchen aus Ihrem Kontext zu zerren. Wer kann abschätzen welche Folgen das für dieses sensible Ökosystem hat. Sind wir uns den Risiken überhaupt bewusst?
Es fängt an mit der ersten Innsbrucker Bloglesung und schon bald sucht Österreich und Deutschland den „Super-Blog“ und das Niveau der Beiträge sinkt auf das der Bildzeitung. Kurze Zeit später werden alle Blogs von Google zensiert.
Aber ich wünsche trotzdem viel Spaß bei der Lesung 😉