Einst schuf ein kreativer, aber doch etwas hinterlistiger Konditor eine süße Gemeinheit: Die Cremeschnitte. Geschmacklich bezaubernd, bedarf sie zum Genuss höchster feinmotorischer Fähigkeiten.
Zarte Blätterteigschichten unterteilen die mit zarter Vanillecreme gefüllte Feinheit. „Innen soft, außen feinsplittrig“, so zitiere ich den heimischen Meister und dieses Zitat sagt alles: Es ist annähernd unmöglich die Backware vernünftig mit der Gabel in mundgerechte Portionen zu unterteilen. Das „Softe“ wird vom „Feinsplittrigen“ zerquetscht. Regelrecht aus der Form gerissen und grausam zerstört.
Zeit, Geduld und ein feines Händchen sind nötig, die mit süßem Fondant überzogene Blätterteigschicht zu durchbrechen, ohne die darunterliegende Vanillecreme unästhetisch über den gesamten Teller zu verschmieren.
Es ist mir gelungen. Ich bin ein Held! Die Decke muss mit feinsten Stößen perforiert werden. Erst nach mehrmaliger Wiederholung ist die sorgfältig angebrachte Sollbruchstelle für den Durchbruch präpariert. Vorsichtig trenne ich das mundgerechte Stück aus der Schnitte.
Mit welchem Genuss die Vorfreude bestätigt wird. Der Erfolg eines sauber extrahierten Stückes. Und schon geht es nach einem Schluck Cappuccino weiter.
Erst gegen Ende wird der Anspruch ins Unermessliche gesteigert. Der Zeitaufwand war bisher schon enorm und die Geduld und Konzentration aufs Äußerstes angespannt. Die letzten Quadratzentimeter sind kaum zu schaffen. Es gelingt nur mehr den tollkühnsten Sollbruchstellenartisten bis zum letzten Genusspfeiler kein Zuckermassaker anzurichten.
Ich habe es dieses Mal fast geschafft. Doch die letzten Perforierungen der Cremeschnitte sind misslungen. Pech gehabt. Der Genuss war dennoch perfekt, einzig in der Ausführung muss ich noch härter an mir arbeiten.