Den kulturbegeisterten Lesern habe ich mal den ersten Akt simultan mitgebloggt. Dieses Kulturprojekt soll auch einfachen Hörern von FM4 oder schlimmer noch Ö3 die wunderbare Welt der Oper näher bringen. Als erfahrener Opernfreund erkläre ich Euch die Geschichte von Mozarts ‚Le nozze de figaro’.
1. Akt:
Zu Beginn stehen einige erstarrte Personen in einem riesigen, dafür aber sehr leeren Raum rum bis ein Engel Äpfel verteilt um die Personen aus ihrer Starre zu reißen.
Daraufhin verlassen die meisten, wahrscheinlich wegen Lampenfiebers die Bühne. Es bleibt Anna als Dienstmädchen und ein Typ, der den Raum vermisst.
Die beiden quatschen relativ viel auf singende Art, wobei die attraktive Anna öfters die Treppe rauf und runter rennt, sie hat scheinbar keine Ahnung wo sie hin will.
Irgendwann läutet es und Anna verschwindet. Der Typ, der leichte Machoallüren hat, bleibt und singt alleine etwas weiter. Allerdings etwas weniger motiviert, da ja die fesche Anna (die hier lustigerweise Susanne heißt) hinter der Bühne was weiß ich macht.
Der Engel taucht wieder auf und hält dem Macho die Augen zu, was ihn nicht am singen hindert. Der Engel hat wohl die Funktionsweise von Augen und Ohren nicht ganz verstanden.
Die Beiden tanzen recht amüsiert in der Gegend rum obwohl mir der Grund des Ganzen noch nicht ganz klar ist.
Ich bin gerade zur Erkenntnis gekommen, dass ich wahrscheinlich tot bin, da ich wohl der einzige bin, der den Engel sehen kann. Die Kumpel auf der Bühne sehen den Flügelmann jedenfalls nicht, oder ignorieren ihn perfekt; Vielleicht hassen sie ihn aber auch oder mobben ihn ganz unspektakulär.
Plötzlicher Applaus lässt die beiden verschwinden. Es kommt ein alter Mann im Rollstuhl und eine in grau gekleidete Dame die den armen behinderten Mann zusammensingt. Nun ja, der Mann rächt sich, ist einen Apfel und singt zurück. Der Boden in dieser komischen Wohnung ist übrigens sehr unaufgeräumt.
Oh Gott, der Mann ist gerade aus seinem Rollstuhl gefallen. Typischerweise hilft dem Mann niemand, tja Salzburg ist ein hartes Pflaster. Singend schafft er es aber wieder sich auf seinen Rollstuhl zu hieven, siehe da ein Wunder. Das ist definitiv Schleichwerbung für Musiktherapie in Perfektion. Die Musik endet, die Mission ist erfüllt, das Publikum klatscht.
Die Graue kommt wieder und Anna taucht auch wieder hinter der Bühne auf um ein wenig dahin zu trällern. Die beiden Frauen besingen sich recht heftig und schieben den alten, erstummten Mann ein wenig in der Gegend rum. Die graue Frau hat schließlich verloren und verschwindet rechts am Rand.
Ein Typ mit Rock taucht auf, ach nein es ist doch eine Frau mit kurzen Hosen. Auch sie kann recht passabel singen, wahrscheinlich ein wichtiger Grund für den Bühnenzugang. Der Lautstärke nach zu schließen kommen diese beiden Frauen wesentlich besser miteinander aus. Nachdem sie irgendwelche Stofffetzen begrabschen und die kurzhosige Frau sich die Augen zubindet beginnen sie blinde Kuh zu spielen. Zum Glück stürzt die Frau nicht in den Orchestergraben oder knallt gegen irgendeine Wand. Der Engel taucht wieder auf. Ich glaube nicht, dass ich tot bin! Hmmm….. der Engel hat auch verbundene Augen; wird ihn sicher etwas beim rumfliegen stören. Er befreit schließlich die arme Hosenfrau, ich denke aus Solidarität, da er die gleiche lächerliche Hose an hat. Die Hosenfrau räkelt sich vor Anna rum, es ist durchaus möglich, das sie von der anderen Seite ist. Die Leute finden das toll, da sie recht kräftig klatschen.
Und wieder ein neues Gesicht, nein, der war schon am Anfang mal versteinert auf der Bühne. Die Hosige verduftet; Die Bühne scheint nicht mehr als zwei Leute tragen zu können. Der Engel ist leichter, ach nein doch wieder die Hosenfrau. Ok, die Bühne trägt drei Leute. Ich hab zwar keine Ahnung, über was die Leute reden, aber es klingt ernst. Übliches Phänomen: Einer kommt, der andere verschwindet. Den Zusehern wird nicht zugetraut mehr als zwei Personen auf einmal beobachten zu können. Ach, da sitzt ja noch einer unter der Treppe; Jetzt wird’s konfus.
Anna scheint einige Beziehungsprobleme zu haben; Es macht die Ansicht, als schäkert sie mit jedem rum, Hauptsache er kann singen. Die Hosenfrau verschwindet als Mumie, die beiden Typen streiten und Anna versucht zu schlichten. Plötzlich sind alle auf der Bühne incl. dem skurillen Engel, alle singen durcheinander …. Ach, ich versteh nichts mehr….. Seht euch das selber an, wenn ihr wissen wollt wie es weitergeht. Am Ende des ersten Aktes sind jedenfalls plötzlich verdammt viele Leute auf der Bühne, es erinnert aber ein wenig an ‚the sound of music’ junge Mädchen mit Brezelzopf laufen blumentragend in der Gegend rum, während ein Frauendragonerchor in Einheitsuniform ein ernstes Ständchen brüllt. Wer es nicht sieht, glaubt es nicht.
Soweit zur Konsumkinderkulturnacht. Ich hoffe ihr versteht nun den ersten Akt eines DER Österreichischen Klassikklassiker von Mozart.
Gute Nacht, Prost und tralala….!
Media Addicted meint
wunderbar 🙂 in der besetzung mit der netrebko ist es schon ein ohrenschmaus, noch mehr aber bei euch in salzburg ein AUGENschmaus. das geile an der netrebko ist, dass sie eben auch sehr gern schauspielert, insbesondere in der rolle der verführerin. und da sie auch noch gut aussieht und nicht so eine wuchtbrumme ist, mit toller stimme zwar, aber minus 10 punkten sexappeal, kommt das eben weltweit super an.
war letzte woche im fliegenden holländer hier in bayreuht. wagner und mozart, das sind eben doch nochmal welten, jedenfalls was die tonalität angeht. ich beneide euch jedenfalls um die festspiele in salzburg, echt jetzt :o)
kindchenschema meint
Wagner in Bayreuth ist natürlich eine Klasse für sich. Das Du da Karten bekommen hast? Nicht schlecht! Mir selber gefällt der barocke Schnörkelsound von Mozart eigentlich weniger, aber bei der Netrebko kann man schon mal ein Auge zudrücken und sich das Ganze ansehen (-hören).
Gegen Ende der vier Stunden war ich schon saumüde, ist halt was anderes das Ganze live zu sehen oder vor der Glotze.
Die la traviata Aufführung letztes Jahr war aber um einiges besser, liegt aber vielleicht auch am sound von Verdi, bin da nicht sehr objektiv als Kritiker.
Media Addicted meint
naja, festspielkarten für bayreuth bekommt man auf zwei wegen: vitamin b und generalprobe. letzteres bekommt man recht problemlos, insofern…