Zweimal im Jahr werden wir Zeugen eines unheimichen Phänomens namens Zeitumstellung. Eingeführt wurde diese Art des Zeitreisens von der mächtigen Lobby der Uhrenindustrie, um die unscheinbaren Kreativen der Usabilityabteilungen ins Rampenlicht zu hieven, deren tägliches Arbeitsfeld hauptsächlich auf der Rückseite der Uhren liegt, dem allseits bekannten Panel zum Einstellen der Uhr- und Weckerzeit. Auf diese Weise dürfen wir uns mit dieser ausgetüftelten Technik beschäftigen und haben zudem eine lustige Sonntagsbeschäftigung, im meist verregneten Herbst und Frühjahr.
Diese PR-Aktion der Uhrenindustrie führt zwangsläufig auch zu einer überflüssigen bzw. fehlenden Stunde. Meist unbemerkt ist dieses Phänomen verantwortlich für die kurzfristige Verdoppelung der Zeit in der Nacht vom 29. Oktober. Man sollte bemüht sein, sich zwischen 2 und 3 Uhr in einer möglichst angenehme Situation zu befinden, da man diese ab 3 Uhr Déjà -vu gleich, exakt ein zweites Mal erleben wird.
Nicht empfohlen werden dabei: Der Tarifstreit mit einem Taxler nach dem Diskobesuch; weiters die übliche Massenschlägerei nach dem selben Diskobesuch;
Das überflüssige und mühselige Anbaggern einer wunderhübschen Diskobesucherin, die einem um fünf vor drei eine Abfuhr erteilt; etc.
Empfohlen sind hingegen: Wildes einstündiges Rumgeknutsche mit einer wunderhübschen Diskobesucherin, die um fünf vor drei plötzlich gehen will (he, he, he, denkste, nix da….)
Die Gleiche Situation im Frühjahr kann auch zu schwerwiegenden Problemen führen. Man sollte bspw. nicht um 5 vor 2 schnell runter laufen Zigaretten holen, da man der Freundin gegenüber definitiv in Erklärungsnot gerät, wenn man urplötzlich über eine Stunde zum Automaten ums Eck braucht. Weiters sind jegliche Arten von Rekordversuchen völlig ausgeschlossen, da ein Hundert-Meter-Sprint zur falschen Zeit gestartet plötzlich statt etwa 10 Sekunden wundersame 3610 Sekunden brauchen kann. Telefongespräche werden auch sauteuer, obwohl man kaum etwas bequatschen konnte.
Den Rest meines verregneten Tages werde ich mich nun mit dem Wunderwerk der Usabilitypropheten beschäftigen und fleißig meine Uhren verdrehen. Euch noch viel Spaß in dieser „Normalzeit“.
Bild: photocase.de
*g* ein schöner Text. Meine FUNKuhr von Aldi hat sich allerdings noch nicht umgestellt. Und der Knopf, den man drücken muss, um sie freundlich darauf hinzuweisen, dass sie denn mal nachschauen sollte, was mit der Zeit so geht, ist kaputt. Das stellt mich wirklich vor ein Problem.
Funkuhren sind ja eigentlich nur Billigprodukte, deren Produzenten kein Geld für eine eigene „Rückseitenabteilung“ haben. Dein Knopf ist nicht kaputt, er hatte nie eine Funktion. Der Begriff „Funkuhr“ ist nur perfektes Marketing, oder glaubst Du ernsthaft eine Uhr kann sich gänzlich allein mit der Kraft von Funkwellen um eine gesamte Stunde verdrehen??
Ich habe am Samstag gewettet, dass ich innerhalb von 2 Minuten 3 Bier trinken kann.
War natürlich kein Problem. Um 1:59 habe ich gemütlich den ersten Schluck genommen. Um 2:01 waren die drei Bier weg. Und ich musste nicht mal rülpsen.
Aber die Gegenbewegung der „Uhrenrückseitenabteilung“ hat bei mir gut gearbeitet. 3 PCs, 1 Palm, 1 Handy und 1 Funkwecker haben sich wie von Geisterhand, kommentarlos der zeitlichen Situation angepasst. Nicht getan hat das aber mein Radiowecker, was zu einiger Verwirrung in der Aufwachphase führte.
Und meine innere Uhr hat sich auch noch nicht umgestellt. Jetzt hab ich immer schon um 11:00 Uhr Hunger.
Wann wird der Blödsinn endlich abgeschafft.
Da es sich ja um eine Erfindung der Uhrenindustrie handelt, gibt es nur einen möglichen Schuldigen: „Wer hat’s erfunden?“