Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen haben die Konsumkinder eine neue Großexpedition in Planung. Nach dem großen Erfolg unserer Afrikaexpedition führt unser neues Ziel in die dünne Tiroler Bergwelt. Das Ziel ist die Erklimmung der nördlichen Hausberge Innsbrucks. Um nicht von vornhinein überproportional Größenwahnsinnig zu werden, planen wir nicht die Spitzen sondern die Gruben zu erklimmen, genauer die Seegrube, laut Berichten eine auf 1905 Metern gelegene Hütte mit touristischer Infrastruktur, ansonsten unerforscht, zumindest im Bekanntenkreis der Konsumkinder.
Um uns die Expedition nicht zu leicht zu machen, werden wir nicht die Nordkettenbahn benutzen, die scheinbar noch im Betastadium ist und nicht die gewünschte Zuverlässigkeit aufweist. Zu Fuß scheint der Weg definitiv zu lang, weswegen wir auf der Suche nach einem Beförderungsmittel auf das alte, klassische Fahrrad gekommen sind.
Da sich unser Konsumkinder-Rad seit Herbst 2004 in einem Fahrradständer der Wohnanlage Vordere Achmühlerstraße in Dornbirn befindet und die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Rad immer noch dort ist sehr gering ist, haben wir kurzerhand beschlossen, eigens für die Expedition ein neues Fortbewegungsmittel zu besorgen. Schnell ein wenig gegoogelt und schon haben wir einen Händler in der Nähe einer Innsbrucker Juristenhochburg ausfindig gemacht. Bei unserem Besuch dort wurden wir nach einer langen Wartezeit mit einem Verkäufer beglückt, der uns nach einem gelangweiltem Gähner als nötiges Übel begrüßte. „Wir sind absolut unsportlich, haben keinen blassen Schimmer von Fahrrädern, brauchen aber ein solches.“ Ungefähr so unsere Anforderung, die mit Gleichgültigkeit und schlechter Beratung endeten.
Gut, Geschäft N. negativ abgehackt, weiter gesucht: Bike-point.at unsere nächste Anlaufstelle. Auch hier Warterei im kleinen, vollgestopften Geschäft. Massenhaft Räder zu horrenden Preisen, erste Gedanken: Vielleicht doch eine Fahrkarte für die Beta-Seilbahn. Die gleichen Anforderungen an einen jungen Verkäufer, der aussieht, als hätte er mehr als die Hälfte seines Lebens rollend verlebt. Schnell sind einige „Einsteigerbikes“ gezeigt und meine Vorstellungen vom Fahrrad per se grundegend verändert. Diese Dinger haben nichts mit dem Altmetallkonglomerat in Vorarlberg zu tun. Nach einer tollen Beratung ist schnell ein passenden Rollmaterial zu einem fairen Preis gefunden. Ich nehme mir einige Tage Bedenkzeit, ob meine Pläne vernünftig sind und ich nicht in einer Phase temporärer, geistiger Umnachtung bin. (Dem Verkäufer so nicht gesagt!)
Einige Tage später wandere ich wieder in diesen Laden. Nach der üblichen Wartezeit geht dann alles recht schnell. Ich werde in ein mittelalterliches Foltergerät gespannt, vermessen und kartographiert. Nach einer halben Stunde soll ich wieder kommen, dann ist mein Velo exakt den Proportionen meines Körpers entsprechend zusammengebastelt. Ich gehe einen schnellen Kaffee schlürfen in einem der grandios, dubiosen Kaffeehäuser die einen ausserhalb des Zentrums in die 70er zurückkatapultieren lassen.
Zurück im Laden haben mir die Bike-Pointer noch einigen Firlefanz, wie Klipse-Lichter, Schloß, Bierhalter, etc. kostenlos ergänzt. Es folgt eine detailierte Einführung in die Bedienung diese Fahrzeugs. Ich hätte nie geahnt, dass eine spezielle Einschulung zur Bedienung nötig wäre. Der Pointerschrauber erklärt in der Boxengasse die Einstellmöglichkeiten der Federgabel, unglaublich, aber an jedem Ende kann man das Ding verstellen, Grandturismo 5 sollte sich einige Anleihen daraus nehmen. Dann die Bremseinschulung, dort der erste Schock: „Die Dinger müssen eingefahren werden und zwar in der Ebene! Nix Lift auf Berg und Vollgas runterdröhnen!“ Hmm….. das Projekt scheint zu kippen, ich kauf ja kein speziell für Berge konzeptioniertes Rad, wenn ich nicht darauf rumfahren kann. Der Mann beruhigt, nach einigen Ausfahrten soll ich sowieso wiederkommen, dann wir der Drahtesel nochmal „for-free“ durchgecheckt und nachdem die Bremsscheiben genügend Grip haben, steht auch der Seegrube nix mehr im Weg.
Raus aus dem Laden die ersten Selbstzweifel: Ich bin seit drei Jahren auf keinem Rad mehr gesessen und davor nur auf Dingern, die diesen Namen nur ansatzweise verdienen. Jetzt bewahrheitet sich der Spruch des Radfahren-nie-verlernens. Nach ein paar Meter ist eines definitiv klar: Ich sitze auf dem besten Rad, das ich jemals besessen habe, besser noch als mein Puch-BMX von 87’ und das heißt was.
Vorerst heißt es nun in der Ebene rumgurken und die Bermsen fleißig einbremsen und vor allem meinen geschundenen Körper nach 10 Jahren strikter und kompromissloser Unsportlichkeit soweit zu motivieren, die 1330 Meter Höhenunterschied ohne schwere Folgeschäden zu bezwingen um das Expeditionsziel wohlbehalten zu erreichen.
Unsere Ziele dort sind noch unklar, ein Experiment wird mit Sicherheit der Siedepunkt von rohen Eiern sein, ein weiteres, eventuell geologisches Experiment wird sich mit der Sauerstoffaufnahme rumirrender Touristen beschäftigen. Da diese Expedition weitaus härtere Vorbereitungen mit sich bringt, als die bisherigen Touren werden wir wahrscheinlich erst im Laufe des Sommers psychisch und physisch die erforderlichen Grundvoraussetzungen für diese Pioniertat zur Verfügung haben.
Wir berichten auf jeden Fall weiter.
Hausmasta meint
Wolltest Du Dir nicht eigentlich eine Ducati Monster kaufen!? Hast Dich wohl vom ORF-Schwerpunkt Klimawandel einlullen lassen.
Ich hätte eher gewettet, dass Österreich Fußball-Weltmeister wird, als dass Du Dir ein Fahrrad kaufst. Ich dachte, die Wii wäre schon genug sportliche Betätigung.
Naja. Wünsch Dir auf jeden Fall viel Spaß damit. Kannst mich ja mit Deinem HighTech Drahtesel mal im schönen Salzburger Land besuchen. (so weit ist das gar nicht. ehrlich)
kindchenschema meint
Die Ducati war doch zu teuer und auf dem Forstweg ist ein Fahrverbot für Fahrzeuge über 800 PS, somit fällt Sie wohl weg.
Vielleicht nächstes Jahr, dann aber mit einer geeigneteren Expedition eventuell, mit der Ducati nach Tibet Henson suchen gehen oder so….